Aktuelle Neufunde

Das Naturschutzgebiet "Dammer Bergsee" beheimatet aktuell über 360 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen. Zur Zeit der Unterschutzstellung im Jahre 1995 waren es noch 241 Arten, die damals im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes kartiert wurden. Anhand dieses Artenanstieges lässt sich auch heute noch die Dynamik erkennen, die dieses Areal besitzt. Ein Ende dieser Entwicklung ist bis dato noch nicht zu erkennen.

Nachfolgend werden einige Entdeckungen der letzten Jahre aufgeführt und der Verlauf ihrer Besiedlung des Gebietes beschrieben. Herausragend sind dabei die Funde vom Italienischen Aronstab (Arum italicum, 2006), des Berg-Haarstranges (Peucedanum oreoselinum, 2004), des Savoyer Habichtskrautes (Hieracium sabaudum, 2003) oder der Kleinen Pimpinelle (Pimpinella saxifraga, 2006). Weitere Highlights der vergangenen Jahre waren Büschel-Nelke (Dianthus armeria), Auf-geblasenes Leimkraut (Silene vulgaris) und Echter Ackerfrauenmantel (Aphanes arvensis).

Exkurs:

In der Botanik tauchen immer wieder Wörter und Abkürzungen auf, die nicht jedem Leser dieser Seiten geläufig sein dürften. Daher folgend einige Erklärungen zu den verschiedensten Begriffen.

K - Kultiviert, gepflanzt; damit sind gezielt gepflanzte oder angesäte Vorkommen gemeint, wie z. B. Ansaaten an Wegerändern oder Pflanzungen von standortfremden Gehölzen in der freien Landschaft.

S - Synanthrop; damit sind ganz allgemein Vorkommen gemeint, die bewusst oder unbewusst durch den Menschen eingebracht oder eingeschleppt wurden. Zumeist finden wir diese an Bahnanlagen, Straßenrändern, an Siedlungsrändern und Sekundärstand-orten.

E - Eingebürgert; damit sind synanthrope Vorkommen gemeint, die über mehrere Generationen beständig sind.

U - Unbeständig; damit sind Vorkommen gemeint, die sich nicht längere Zeit halten.

Z - Zweifelhaft, ob heimisch; damit sind Vorkommen gemeint, bei denen der Verdacht besteht, dass sie synanthrop oder am alten Wuchsort wieder eingebürgert sind, ohne dass dafür ein sicherer Nachweis erbracht werden kann.

N - Neophyt = Neubürger; damit sind Pflanzen gemeint, die aus anderen Ländern und Regionen in Deutschland eingeführt wurden (K, S, E) und mittlerweile durch selbstständige Ausbreitung weite Bereiche neu besiedelt haben.

I - Indigen; damit sind Vorkommen gemeint, die ortstypisch und heimisch sind.

Nach dieser kurzen Einführung wünsche ich Ihnen nun viel Spaß mit den Neuentdeckungen und Wiederfunden des NSG!

 

 

Erstnachweis von Italienischem Aronstab Arum italicum Mill. für Niedersachsen

Einleitung

Bei einer Exkursion im und am Naturschutzgebiet Dammer Bergsee am 09.04.2006 wurde das Gebiet südlich der eigentlichen NSG-Grenzen erkundet. In diesem Areal befinden sich landwirtschaftliche Flächen, Wiesen und Koppeln des örtlichen Reitver-eines. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Jugendherberge Damme.

Die meisten Bereiche sind südlich exponiert und haben eine leichte Hangneigung. An einer alten Sandentnahmestelle wurden in einem Bestand von Gold- (Lamium galeobdolon) und Brennnessel (Urtica dioica) mehrere Exemplare eines Aronstabgewächses ge-funden.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 1:  Der Fundort des Aronstabgewächses im April 2007. Durch direkte Sonneneinstrahlung und eine starke Laubstreuschicht sind klimatisch günstige Voraussetzungen für kontinentale und mediterrane Florenelemente gegeben.

 

 

Beschreibung

Am auffälligsten am Tag des Fundes waren die großen, glänzenden Blätter. Diese hatten zu diesem Zeitpunkt schon Längen von bis zu 31 cm erreicht. Allein diese Tatsache ließ Zweifel aufkommen, dass es sich um Exemplare des heimischen Aronstabes (Arum maculatum) handelt. Zudem waren die Blätter im Bereich der Blattnervatur hell gezeichnet. Blätter von Arum maculatum zeigen eine derart auffällige Zeichnung nicht. Dessen Blätter sind ungezeichnet oder weisen dunkle, namensgebende, Flecken auf.

Zum Zeitpunkt des Auffindens konnten noch keine Blütenansätze registriert werden. Diese sind artdiagnostisch für die Arum-Arten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 2 + 3:   Besonders auffällig ist die helle Zeichnung in den Bereichen der Blattadern (li.). Dieses Merkmal deutete als erstes auf den Italienischen Aronstab hin. Die Punkte, die auf den Blättern zu erkennen sind, sind Fraßspuren von Insekten und keine Male, die auf den gewöhnlichen Aronstab (re.) hindeuten. Dessen Blätter sind zumeist ungezeichnet oder mit bräunlichen Zeichnungen versehen.

 

 

Da zum Zeitpunkt des Fundes noch keine Blütenansätze an den Pflanzen vorhanden waren erfolgte am 31.05.2006 ein erneuter Besuch des Platzes. Tatsächlich konnten geöffnete Blüten dokumentiert werden. Das Hüllblatt (Spatha) war hell- bis blassgrün. Der Kolben war gelblich. Diese Merkmale wichen in Form und Farbe von denen des heimischen Aronstabes deutlich ab. Dessen Spatha ist grünlich und häufig mit rötlichen Adern überzogen. Der Kolben rotbraun bis bläulichrotbraun gefärbt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb 4 + 5:   Im direkten Vergleich sind deutlich die Unterschiede in der Blütenform und -farbe von Arum italicum (li.) und Arum maculatum zu erkennen. Neben den farblichen Differenzen ist auch die Größe der Blüte, wie bei den Blättern, beim Italienischen Aronstab bedeutend länger.

 

 

Fundort und Pflanzengesellschaft

Der Standort der Pflanzen war wohl mal eine Sandentnahmestelle, in der für den privaten Gebrauch eines Landwirtes manuell Boden entnommen wurde. Später dehnte sich das Areal des ehemaligen Kinderheimes, heute die Jugendherberge Damme, bis an diesen Bereich aus. Zaunreste weisen heute noch darauf hin.

An der Böschungskante, die ein Neigungsverhältnis von 1:1 aufweist und an der höchsten Stelle fast 4 Meter aufragt, haben sich Eiche (Quercus robur), Birke (Betula pendula), Zitterpappel (Populus tremula) und Amerikanische Traubenkirsche (Prunus serotina) angesiedelt und weisen heute ein Alter von 15 - 60 Jahren auf.

In der Krautschicht dominiert ein dichter Teppich aus Goldnessel, Großer Brennnessel und Brombeeren (Rubus fruticosus agg). In den Randbereichen gedeihen Quecke (Agropyron repens) und Giersch (Aegopodium podagraria). All diese Arten weisen auf einen Nährstoffreichtum des Bodens hin. Dieser entstand durch das Entsorgen und dessen Verrottung von Grünabfällen über mehrere Jahre hinweg. Damit dürfte auch der Weg gefunden sein, welcher den Italienischen Aronstab an diesen Ort gebracht hat. Ein natürliches Vorkommen ist auszuschließen. Wie lange der Bestand an dieser Stelle schon existiert, kann ebenfalls nicht genau beantwortet werden. Jedoch ist davon auszugehen, dass er mindestens schon 1 Jahrzehnt besteht, da zum Zeitpunkt des Fundes bereits eine Fläche von ca. 20 m² bedeckt war.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fund von Englischem Ginster Genista anglica L. in Nienhausen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                             

 Abb. 1: Englischer Ginster (Genista anglica)

 

Am 16.05.2007 konnte bei einer Begehung in den Nienhauser Talwiesen, ca. 1 km nördlich des Naturschutzgebietes "Dammer Bergsee" ein einzelnes Exemplar des Englischen Ginsters (Genista anglica) gefunden werden. Der Standort der Pflanze war der sandige Randbereich eines Amphibiengewässers, welches im Jahr 2005 ausgeschoben wurde.

Der Englische Ginster kommt vor allem in trockenen Sandheiden, aber auch in wechselfeuchten Moorheiden, mageren Grünlandgesellschaften, an Wegrändern, Grabenböschungen, in Sand- und Kiesgruben sowie im Saum bodensaurer Wälder vor. Dabei sind die Substrate trockene bis feuchte, nährstoff- und basenarme Sand- und Lehmböden.

Der Englische Ginster ist eine konkurrenzschwache Art, welche von extensiver Beweidung profitiert!

Niedersachsen liegt am Südostrand des geschlossenen Verbreitungsgebietes der Art und tritt hier vor allem in den Heide- und Moorgebieten des Tieflandes auf. In den vergangenen Jahren setzte ein auffälliger Bestandsrückgang im Nordwesten des Landes ein was dazu führte, dass der Englische Ginster in der aktuellen Roten Liste der bedrohten Farn- und Blütenpflanzen Niedersachsens (Garve, 1994) als gefährdet eingestuft wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Baskischer Storchschnabel (Geranium endressii)

als Gartenflüchtling im NSG "Dammer Bergsee" nachgewiesen

 

 

Seit der Erfassung der Pflanzenbestände innerhalb der Grenzen des Naturschutzgebietes hat die Zahl der Arten ständig zugenommen. Von ursprünglich rund 240 Arten ist die Zahl auf fast 380 gestiegen. Zum einen gelangen aus umliegenden Gegenden durch Einflug oder Eintrag Samen in das Gebiet und wird so besiedelt, zum anderen erreichen leider auch immer mehr Pflanzenarten mit Hilfe, bewusst oder unbewusst, das Areal und verfälschen so die heimische Flora.

Ein solcher Vertreter konnte nun im Juli 2007 am Süddeich des Dammer Bergsees festgestellt werden: der Baskische Storchschnabel. Einige Fachbücher bezeichnen ihn auch als Pyrenäen-Storchschnabel. Die deutschen Bezeichnungen weisen schon darauf hin, dass dieses Gewächs nicht zum heimischen Pflanzeninventar gehört.

Einzug nach Deutschland hat diese Art als Zierpflanze in die heimischen Gartenanlagen gehalten. Als genügsamer Vertreter kommt der Basken-Storchschnabel mit wenig Licht und wenig Wasser aus. Deshalb wird sie bevorzugt zur Unterpflanzung von Bäumen und Sträuchern in den Gärten verwendet. Hier gedeihen sie recht üppig, da die Wasserversorgung meist sichergestellt ist. Häufig werden die Gartenbesitzer dieser Pflanzen nach einiger Zeit überdrüssig und entsorgen sie als Abfall in der freien Landschaft. Auf diese Art und Weise wurde bereits eine weitere Storchschnabelart, vor allem in den siedlungsnahen Bereichen ansässig: der Felsen-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum).

Es wäre zu begrüßen, wenn die Unart der Müllentsorgung in heimischen Wäldern in absehbarer Zeit unterbleibt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hain-Greiskraut (Senecio nemorensis) am Bergsee

Botanische Kostbarkeit hält sich auf der Südseite den meisten Blicken verborgen

 

 

 

Bei einer Begehung des Bergseegebietes in wenig erschlossenen Bereichen konnte ich Mitte Juli eine neue Pflanzenart für das Naturschutzgebiet nachweisen. Mit bis zu 150 cm Höhe gehört das Hain-Greiskraut zu den größeren Senecio-Arten, von denen weitere 5 Arten innerhalb des NSG vertreten sind.

Die Staude ist schwach behaart, die Blätter sind breit lanzettlich, knorpelig gezähnt und kurz gestielt. Die Blüten haben einen Durchmesser von 1,5 - 2,5 cm und sind in einer flachen Rispe angeordnet. Sie blüht in der Zeit von Juli bis September. Die urwüchsigen Standorte dieser Art sind Laubwälder und Kahlschläge der Berggebiete. Von wo der kleine Bestand am Dammer Bergsee seinen Ursprung hat kann an dieser Stelle leider nicht beantwortet werden. In der "Flora von Südwest-Niedersachsen und dem benachbarten Westfalen" (H. E. Weber, 1995) findet sie keine Erwähnung und auch in der "Pflanzenliste Oldenburger Münsterland" (f. Hericks, 2003) wird sie nicht aufgeführt. Weitere Recherchen sind erforderlich. Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahresbericht etwas ausführlicher hierzu berichten kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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